Die Sehnsucht nach Ruhe
Gott hat das Volk Israel aus der Sklaverei befreit. Er hat
es nicht getan damit sie eigenes Land bekommen (was ich bis vor kurzem gedacht
habe), sondern der eigentliche Grund war, ihnen Ruhe zu ermöglichen.
Der Herr, euer Gott, hat euch zur Ruhe gebracht und euch
dieses Land gegeben. (Josua 1:13)
Und erst jetzt, wo ich das erkannt habe, traue ich mich, mir
einzugestehen dass das meine zweitgrößte Sehnsucht ist. Direkt nach Frieden.
Den Frieden habe ich, der besteht auch im Stress und in der Unruhe. Aber ich
wünsche mir Ruhe (die ich ohne Frieden nicht haben kann).
Dabei muss ich an zwei Dingen arbeiten.
1.
In Ruhe gelassen werden
Da ich ein von Natur sehr entspannter Mensch bin, fühle ich
mich selten gestresst, Ich habe schlechtes Gewissen wenn ich mehr als 2 Tage in
der Woche nichts geplant habe. (Wobei ich mit TAGEN die Nachmittage nach meiner
Vollzeitstelle meine). Wochenenden hingegen halte ich mir öfter frei und
entscheide dann spontan, auf was ich Lust habe. Auch wenn ich spontan die
selben Dinge mache, die ich sonst unter der Woche plane, sind sie spontan so
viel entspannter weil sie aus meiner Laune heraus entstanden sind.
Ich möchte
in nächster Zeit viel mehr freie Tage einplanen, um sie dann spontan voll zu
packen. Am Ende des Tages möchte ich nichts „abgehakt“ haben, was auf der Liste
stand, sondern ein Abenteuer erlebt haben, was einfach so kam. Ich muss nichts absagen, wenn es nicht geplant war.
2.
Sich selbst in Ruhe lassen
Die Ruhe der Seele.
Ich möchte mit Einfachheit zufrieden sein. Warum eine Folge
Scrubs gucken, wenn man auch aus dem Fenster gucken kann? Warum ist es mir
nicht genug, in den Himmel zu schauen? Und warum muss bei mir immer Musik
laufen? Letztens habe ich mich gezwungen, mich ans Fenster zu setzen und
einfach raus zu schauen. Ich habe trotzdem oft auf mein Handy geschaut. Es war
aber ein Schritt in die Richtung, in die ich möchte. Ich höre Musik, ich esse
und schaue den Himmel an. Da werden schon alle meine Sinne beansprucht. Warum
brauche ich noch mehr?
Am schwierigsten ist es, sich selbst in Ruhe zu lassen. Sich
selbst ruhen zu lassen.
Sogar unseren Schlaf verringern wir, wo es nur geht.
Jede freie Sekunde fülle ich aus. Ich mache viele
Dinge auf einmal. Ich schreibe sogar mit meiner Schwester, während ich diesen
Text schreibe.
Warum will mein Gehirn immer gefordert überfordert sein?
Ich denke dass es ein langer Prozess wird, mich selbst in
Ruhe lassen zu können.
Vor dem schlafen nichts mehr zu gucken war ein großer
Schritt für mich. Irgendwann möchte ich so weit sein, den ganzen Tag nichts
mehr zu gucken (WARUM man sich WELCHEN Schrott ansieht und warum ein Fernseher
ein fester Bestandteil eines jeden Wohnzimmers ist, ist noch ein ganz eigener
Gedanke von mir der mich nur den Kopf schütteln lässt). In einer freien Stunde
aus dem Fenster zu schauen oder ein Buch zu lesen. Das entspannt das Gehirn
ungemein und ein entspanntes Gehirn gehört immer zu glücklichen Menschen. Warum
nicht einfach mal sitzen und denken? Warum scheint uns das so fern? Wir
verblöden uns heutzutage viel zu oft bewusst selbst. „Etwas tun wobei ich nicht
nachdenken muss.“ Was ist so schlimm am Nachdenken?
Wenn unsere Gedanken
scheiße sind, sollten wir an ihnen arbeiten und sie nicht unterdrücken.
Ich sensibilisiere meine Sinne und meine Gedanken
damit.
Ein Beispiel (und ein paar Gedanken zur Werbung): Ich
verzichte, wo es geht, auf Werbung. Ich zahle gerne 9,99€ monatlich um bei
spotify keine Werbung zu haben und nutze in meinem Browser add blocker. Da ich
keinen Fernseher habe bleibt mir einiges an Werbung erspart. Als ich dann mal
wieder Fernseher geschaut habe, war ich einfach nur erschreckt, was tagsüber für
perverse Werbung läuft. Wenn du jemand bist, der sich tagtäglich von Werbung
berieseln lässt dann lass dir folgendes sagen:
Dass du die Werbung
schlecht findest, ändert nichts an der Tatsache, dass sie dich und deine
Umgebung beeinflusst!
Werbung ist eine Krankheit. Wie Bakterien. Dass du die
Bakterien schlecht findest, hindert sie nicht daran, dass sie dich von innen
krank machen.
Werbung ist niemals NUR Werbung! Es ist ein fester
Bestandteil von unserem Umfeld und wir sind das Produkt unseres Umfelds. Wir
sind nur so gut wie das, wovon wir uns beeinflussen lassen. Besser können wir
niemals werden. Du bist was du guckst und was du hörst.
Gott wünscht uns Ruhe. In den Himmel zu Gott zu kommen
bedeutet für mich „In die Ruhe eingehen.“ Mir sind die Tore aus Perlen und die
Straßen aus Gold so egal. Ich werde Ruhe haben.
So oft zwingt Gott zur Ruhe. Gerade das Volk Israel. Die
sind auf dem Weg ins verheißene Land, bleiben in der Wüste aber nicht nur
einmal monatelang stehen um sich auszuruhen.
Ich vermisse die Zeit, in der ich nach der OP nicht auf
meinen rechten Fuß auftreten durfte. Ich habe Ruhe gehabt. Ich habe Schmerzen
gehabt und war eingeschränkt, trotzdem vermisse ich diese Zeit. Alles hat
länger gedauert. Ich habe gelesen, geschrieben, Musik gehört (darauf dass ich
viel geguckt habe, bin ich nicht stolz). Ich bin fest davon überzeugt dass Gott
mich zur Ruhe gezwungen hat. Ich habe es gebraucht. So sehr.
Meine Seele hat manchmal Migräne und braucht Zeiten im
dunklen Raum ohne helles Licht, viele Farben und Geräusche. Nur meine Seele und
Gott.
Ich brauche diese Ruhe immer in meinem Kopf. Nicht nur, wenn
ich in Ruhe gelassen werde. Danach strebe ich.
Und wie soll das gehen?
Durch Liebe.
Die Liebe zu Gott
und zu den Menschen ist der Schlüssel, so kitschig das auch klingt. Es ist so viel einfacher als wir es uns
machen. Wenn ich Gott liebe, werde ich mich in Ruhe lassen und werde andere
ruhen lassen. (irgendwann vielleicht. Wahrscheinlich erst im Himmel aber bis dahin streben wir wenigstens danach)
Unsere Liebe darf sich nicht in Worten und schönen Reden
erschöpfen; sie muss sich durch unser Tun als echt und wahr erweisen. Wenn das
der Fall ist, wissen wir, dass wir auf der Seite der Wahrheit stehen. Zudem
können wir damit unser Herz vor Gott zur Ruhe bringen (1.Joh 3:18-19)