Meine Wohnung ist ein Gebrauchsgegenstand

Manchmal vermisse ich das kleine Zimmer dass ich bei meiner Schwester hatte.
Ich hatte nicht einmal die Hälfte meiner Kleidung da, 
konnte meinen rechten Fuß nicht sinnvoll nutzen
und lag fast den ganzen Tag im Bett.

Aber es war keine verschwendete Zeit.
Ich habe vergessen, dass ich noch andere Sachen habe als die, die in meinem Koffer waren. 
Ein ganzes Gartenhaus voller Dinge die mir gehören.



Jetzt habe ich eine eigene Wohnung.
Ich könnte Reiseführerin hier spielen und über jeden noch so kleinen Gegenstand eine Geschichte erzählen.

Ich brauche den Fingerhut nicht, der Judys Oma gehört hat.
Ich brauche aber das Gefühl, dass ich es Judy wert war, mir ein altes Stück ihrer Oma zu schenken.

Ich brauche das Klavier nicht.
Ich brauche das Gefühl, dass Verena und Erich dachten, es wäre bei mir sinnvoll aufgehoben.

Ich könnte bestimmt schöneres Besteck haben,
damit hätte ich aber nicht schon als Kind gegessen.

...

Zeitweise hatte ich kein wirkliches zuhause und zwischenzeitlich nicht einmal ein eigenes Zimmer.
Ich habe gelernt, dass ich keinen "eigenen Ort" brauche, um glücklich zu sein.

Ich habe von Menschen profitert, die ihr Zuhause als Gebrauchsgegenstand genutzt haben.

Und genau das möchte ich weiter geben.

Nichts gehört mir.
Ich lebe aus Gnade und in dem Bewusstsein, dass alles eine Leihgabe von Gott ist, auf das ich aufzupassen habe.
Und mehr noch als aufpassen - alles soll ein NUTZEN für die Welt sein.

Meine Wohnung sieht aufgeräumt und ohne Menschen vielleicht stylisch und Instagramreif aus, aber sie erfüllt garkeinen Zweck und wäre sinnfrei.

Nur als mein Zuhause macht sie keinen Sinn.

Wenn mir diese Wohnung von Gott anvertraut wurde und ich aus seiner Gnade lebe - was bedeutet dass ich nichts verdient habe,
kann darf ich es nicht für mich behalten.
Das ist einfach eine logische Schlussfolgerung.

Mein Neffe hat mich heute gefragt, ob es mich nervt, wenn die bei mir essen.
Nein.
Warum.

Weil ich folgendes in egozentrischen Zeiten gelernt habe:
 Wenn ich nur für mich einrichte,
nur für mich Geld verdiene,
nur für mich Essen koche,
nur für mich dankbar bin,
nur für mich bete,
nur für mich....
gehe ich kaputt
weil ich nicht tue, wofür ich da bin.

Und wenn eine Tasse kaputt geht,
die ich von einem Ehepaar bekommen habe, die drei Pflegekinder aufgenommen haben und von denen ich gelernt habe, dass man nicht auf der Welt ist, um ein angenehmes Leben zu haben,
dann ist die Tasse halt kaputt.
Es ist nur eine Tasse.
Das Ehepaar und was ich von ihnen gelernt habe ist noch da.
Eine Freundin sagte mal gedankenverloren in der Miniküche unserer WG:

"Ich möchte nicht an Orte oder Gegenstände gebunden sein.
Ich möchte in mir drin zuhause sein."

Damals erschien es mir sehr weit weg.
Aber jetzt, während ich das schreibe, ist es meine Realität.

Ich besitze so viel, wie noch nie in meinem Leben.
Und doch kann ich das erste mal in meinem Leben sagen, dass ich nicht daran hänge. 

Ich bin in Jesus zuhause und glücklich.
Und alle Gegenstände in meinem Leben, 
die Wohnung und alles was dazu gehört,
sind nur Symbole dessen, was in meinem Herzen ist
 und sind zum ge- und verbrauchen da.

Wenn es euch glücklich macht,
macht alles kaputt,
hinterlasst ein Chaos,
geht mir auf die Nerven,
esst mein Essen auf,
... 
Ich kann damit leben.

Ich habe tiefen Frieden.
Deshalb kann ich ein Lückenfüller sein.